Der Spassfaktor ist entscheidend

Rupert Bruckmaier, Professor für Veterinär-Physiologie an der Universität Bern
© Universität Bern. Bild: Daniel Rihs

Rupert Bruckmaier

Professor für Veterinär-Physiologie

Prof. Dr. Rupert Bruckmaier ist Professor für Veterinär-Physiologie und seit 2005 Leiter der Abteilung für Veterinär-Physiologie an der Vetsuisse-Fakultät (100%). 2015 wurde Rupert Bruckmaier vom Extraordinarius zum Ordinarius befördert. Er ist Mitglied der American Society of Animal Science und der American Dairy Science Association und der PhD Kommission der Graduate School for Cellular and Biomedical Science (GCB). Seine Ehefrau ist assozierte Pro-fessorin am Institut für Biochemie und Molekulare Medizin der Universität Bern. Sie haben zwei gemeinsame Kinder (8, 11).

 

Weshalb gefällt Ihnen Ihre Arbeit?

An der Vetsuisse-Fakultät gibt es die Möglichkeit, mit Tieren und im Labor zu arbeiten. Hinzu kommt der internationale Austausch der Forschungsergebnisse, was ich sehr spannend finde. Die Lehre ist auch ein relevanter Teil.

Ist Ihre Laufbahn geradlinig verlaufen oder gab es Abweichungen vom „klassischen“ Weg?

Die Laufbahn per se hatte keine Abweichung, weil meine Frau und ich über viele Jahre Lust hatten, in der Forschung zu arbeiten. 2005 hatten wir das Glück, dass wir beide an der Uni Bern eine Stelle bekamen. Damals erst gründeten wir eine Familie. Vorher hatten wir eine Partnerschaft, die wir jahrelang auf Distanz gelebt haben. Wir haben zwar beide immer in Europa gewohnt, aber selten in demselben Land oder derselben Stadt. Wir sind zwischen der Schweiz, Deutschland, England und Holland hin- und hergependelt. Dass wir heute beide an der Uni Bern arbeiten können, ist einfach genial. Wir sind zwar in verschiedenen Fakultäten, aber wenn es unser Tagesplan erlaubt, dann gehen wir zusammen Mittagessen. Das ist ein grosses Privileg.

Ich habe immer 100% gearbeitet. Mittlerweile arbeitet auch meine Frau 100% – ihr Pensum hat aber schon mal 60% oder 80% betragen – und wir machen beide bei Bedarf einen halben oder ganzen Tag Homeoffice. Die Kinder sind an drei Tagen bei Tageseltern in der Nachbarschaft in unserer Wohngemeinde. An den beiden anderen Tagen decken meine Frau und ich die Kinderbetreuung am Mittag und nach der Schule ab. Meine Frau und ich machen beide auch am Abend und oft bis spät in die Nacht noch viel für die Uni, wenn die Kinder im Bett sind. Bis dahin haben wir den Anspruch, für die Kinder da zu sein. Wir schätzen die Flexibilität, die wir im Job haben durch unsere Position. Aber wir erfüllen den Job auch 100%.

Meines Erachtens ist der Spassfaktor in der Kombination von Arbeit und Familie entscheidend! Nur wenn man die Arbeit auch teilweise als Hobby ansieht, kann und möchte man mehr leisten. Die Uni gibt eine einmalige Basis, dieses Hobby zu betreiben. Diese Arbeit besteht aus Pflicht und Kür, wie beim Eiskunstlaufen.

Welche strukturellen Veränderungen wünschen Sie sich für die Universität?

Für mich ist die Struktur relativ stimmig. In der Wissenschaft zählt die Qualität. Und ich habe das Gefühl, dass sich eine wissenschaftliche Karriere nur beschränkt mit Massnahmen fördern lässt, um Leute irgendwo hinzubringen. Einzig was zeitliche Rahmenbedingungen betrifft, würde ich mir etwas mehr Flexibilität wünschen. Wenn zum Beispiel jemand habilitiert und während dieser Zeit kleine Kinder hat, sollte es kein Problem sein, wenn es dann zwei, drei Jahre länger dauert. Aber das Entgegenkommen der Uni sollte in bestimmten Grenzen bleiben. Man kann schon während der Qualifikationsphase auf die Besonderheiten einer Person eingehen, aber das Endprodukt muss unabhängig von der familiären Situation bei allen gut sein.

Welchen Rat geben Sie NachwuchswissenschaftlerInnen mit Kindern?

Man kann eine wissenschaftliche Karriere mit einer Familie vereinbaren, aber man muss mehr Kraft aufwenden – und man muss Abstriche machen können. Durch die Familie bekommt man aber auch sehr viel an Kraft zurück.

Wie verbringen Sie Ihre Zeit?

Prozentual Stunden pro Tätigkeit in einer durchschnittlichen Woche:

Zeitdiagramm von R. Burckmaier, Universität Bern
© Christa Heinzer