Stabilität im Vordergrund – Verträge im Hinterkopf

Doppelporträt Marina Cristodero & Bernd Schimanski

© Universität Bern. Bild: Daniel Rihs

Marina Cristodero

Postdoktorandin am Department für Chemie und Biochemie

Dr. Marina Cristodero works as a Post Doc (80%) in the group of Norbert Polacek at the Department of Chemistry and Biochemistry. Her current area of research is the processing of ncRNA in Trypanosoma brucei, a unicellular parasite that causes the African sleeping sickness.

© Universität Bern. Bild: Daniel Rihs

Bernd Schimanski

Postdoktorand am Departement für für Chemie und Biochemie

Dr. Bernd Schimanski arbeitet als Post Doc (80%) seit September am Departement für für Chemie und Biochemie im gleichen Forschungsgebiet wie Marina Cristodero (Trypanosomen). In der Gruppe von André Schneider erforscht er Proteinkomplexe der mitochondriellen Membran.

Marina Cristodero und Bernd Schimanski haben drei Kinder (eine 6-jährige Tochter und Zwillinge im Alter von 4 Jahren).

 

Wie sieht Ihr Arbeitsmodell aus und welche Auswirkungen bringt es mit sich?

Marina Cristodero: During my first postdoc and after our daughter was born I reduced my workload to 60%. When our two boys were born we both changed our workload to 80% and we have kept it at this level ever since. After working as a postdoc at the University of Bern for six years I got an extension that allowed me to stay for another two years. Currently, I work as Ingenieur III at 80%. This position allows me to do the same job but without time constrictions, but still with a time-limited contract of course.

Bernd Schimanski: Mit einem 60% Pensum ist man in unserem Gebiet nicht produktiv. Wir wollten beide weiterhin an unserer akademischen Karriere arbeiten und es war für mich klar, dass ich auf 80% reduziere. Seitdem sind wir bezüglich der Vereinbarkeit von Familie und Job ein wirklich eingespieltes Team.

Welchen Hindernissen sind Sie auf Ihrem Karriereweg begegnet und wie sind Sie damit umgegangen? 

MC: The main challenge was to organize our life and work according to the childcare and school opening hours. When we were still working at the same place it was easier, because we were able to finish things up or start experiments for each other. That really increased our productivity. Now, we work at different places and we also have to pick up the children separately from school and Kita, so neither of us can work longer in the evening. The other big problem is the high costs of childcare in Switzerland. I am glad that Isabel Roditi recommended me to apply for an SNF grant to reduce childcare costs. In fact, I always felt kind of mentored by her, also in terms of networking and my different career options.

BS: Ich hatte glücklicherweise einen Ambizione Grant des SNF, der mir für drei Jahre die Finanzierung meiner eigenen Forschung sichergestellt hat. Das war eigentlich als erster grosser Schritt in Richtung Unabhängigkeit gedacht. Leider ist es mir dann nicht gelungen, eine Gruppenleiterstelle zu finden. Zum Glück konnte ich wieder als Post-doc arbeiten, aber Ende August war meine Post-doc-Zeit komplett ausgereizt. Im September habe ich eine neue Stelle angefangen, wiederum 80% und am gleichen Institut wie Marina. Seitdem ich weiss, dass meine wissenschaftliche Karriere eigentlich zu Ende ist, schaue ich mich regelmässig nach Stellen in der Industrie um, aber es ist extrem schwierig, eine Teilzeitstelle zu finden. Es sollte gesellschaftlich besser akzeptiert werden, dass es Männer gibt, die Teilzeit arbeiten wollen. Im Moment kann ich mir nicht vorstellen 100% zu arbeiten, weil dann unser ganzer Alltag wieder komplett über den Haufen geworfen wird. Ich meine, wozu hat man Kinder? Ich bin sehr froh, habe ich diesen einen Papatag mit meinen drei Kindern. Attraktive Teilzeitmodelle sind ein wichtiger Schritt, um Familie und Karriere in Einklang zu bringen.

Wie beurteilen Sie den Karriereweg an der Universität und welche strukturellen Veränderungen würden Sie sich wünschen?

MC: In my opinion, this career requires that people are flexible and work really long hours. When you reduce your working time you basically reduce your chances of becoming a professor. On top of that, the university does not allow people to work as a postdoc for more than six years but does not offer any fixed intermediate positions. So either you are a professor or you are out of the university. With its extremely short contracts, the university does not offer us any stability. When you have to feed a family you do not want to live like that. That is something the university should change: it should support people who cannot or do not want to become a professor, and who are happy and good at doing what they do.

BS: Es ist nicht motivierend, einen Vertrag für ein Jahr zu unterschreiben und ständig die Jobsituation im Hinterkopf zu haben. Auch die Produktivität steigt dadurch nicht unbedingt. Es ist hier nicht vorgesehen, dass jemand gerne Wissenschaft betreibt, ohne Professor sein zu wollen. Wir würden uns aber genauso in der Lehre engagieren, wir würden anständige Wissenschaft abliefern, wir würden publizieren und auf Kongresse fahren. Für die Universität würde sich nichts ändern, für uns aber enorm viel.

MC: The university should also work on the childcare in campus with flexible opening hours. For one thing, there are not enough places in the University Kita. We did not get a space for our children despite both of us being postdocs. Another important point concerns breastfeeding. Most mothers who come back to work after the maternity leave will stop breastfeeding way early, which is clearly not recommended. Because of that, there are a lot of women who extend the unpaid maternity leave to six months, which is neither good for the mother nor for the employer. In general, parents could work longer and be more flexible when children are in close vicinity and childcare could be adjusted accordingly, for example if unexpected meetings raise. It sounds trivial but it makes a huge difference.

Haben Sie Karriere-Tipps für den wissenschaftlichen Nachwuchs in Ihrem Gebiet?

BS: Man sollte sich rechtzeitig um Alternativen kümmern und ab und zu auch mal ein Bewerbungstraining machen. Und es sollte öfters Veranstaltungen geben, wo sich Wissenschaft und Industrie austauschen. Es könnten sich auch Alumni einbringen, die nach zwei Jahren Berufserfahrung zurückkommen und erzählen, wie es ist, damit auch Leuten wie mir erzählt wird, dass es draussen vielleicht gar nicht so schlimm ist, wie man sich das vorstellt.

MC: It is important that students know the different challenges and options. There are a lot of students who just think: ‘I like research, then I do my PhD and then I see.’ Personally, I had no idea how hard it was to pursue a career in academia, no one ever told me.

Marina Cristodero, wie verbringen Sie Ihre Zeit?

Prozentual Stunden pro Tätigkeit in einer durchschnittlichen Woche:

Zeitdiagramm von M. Cristodero, Universität Bern
© Christa Heinzer

Bernd Schimanski, wie verbringen Sie Ihre Zeit?

Prozentual Stunden pro Tätigkeit in einer durchschnittlichen Woche:

Zeitdiagramm von B. Schimanski, Universität Bern
© Christa Heinzer