Die Frage nach der Karriereplanung

© Universität Bern. Bild: Daniel Rihs

Maddalena Tognola

Leiterin Grants Office, Vizerektorat Forschung

Maddalena Tognola ist ursprünglich Biologin. Seit zwei Jahren leitet sie das siebenköpfige Grants Office, vormals Abteilung Euresearch, das Forschenden aller Stufen an der Universität Bern Informationen, persönliche Beratung und administrative Unterstützung für das Einwerben und Verwalten von Forschungsgeldern anbietet. Das Grants Office führt auch das Euresearch Regionalbüro Bern, das Personen im Kanton Bern berät, die sich für europäische Forschungsprogramme interessieren. Tognola arbeitet 100%, sie ist zudem Mitglied der FachFrauen Umwelt.

 

Wie sind Sie in Ihre jetzige Position gekommen?

Da muss ich etwas ausholen: Nach dem Biologiestudium wurde mir von meinem damaligen Professor eine Dissertationsstelle angeboten. Ich habe aber abgelehnt mit der Begründung, dass ich etwas «Sinnvolles» machen möchte. Ich wollte mich im Umweltschutz engagieren und habe eine Stelle als Botanikerin in einem grossen Bundesprojekt zu Trockenwiesen bekommen, obwohl ich an meinen botanischen Kompetenzen zweifelte. Dass ich mich trotzdem beworben habe, verdanke ich einer älteren Kollegin vom Verein FachFrauen Umwelt, die meinte, meine Zweifel seien «typisch Frau» – ich solle mich trauen und mich bewerben. Und sie hatte Recht! Es gab in meiner Laufbahn übrigens immer wieder starke Frauenfiguren, die mich unterstützt haben, mich angestossen haben, etwas zu wagen – das war für mich enorm wichtig. Die nächste Station war eine Umweltberatungsfirma, wo ich sehr viel Erfahrung mit Beratung, aber auch im Umgang mit privaten Unternehmen und den Kantonen gesammelt habe – beides ist für meine jetzige Arbeit sehr wertvoll. Zudem habe ich dort gelernt, auch irgendeinmal zufrieden zu sein mit der eigenen Arbeit – für eine geborene Perfektionistin war das ebenfalls ein wichtiger Schritt.

Nach einigen Jahren im Umweltbereich wurde mir bewusst, dass mir der Umgang mit den Menschen fehlt – und so habe ich mich vor fast 15 Jahren bei Euresearch beworben, und da bin ich nun! Bei meiner Anstellung spielte es offenbar eine Rolle, dass meine damalige Chefin davon ausging, ich würde bestimmt nicht bald schwanger. Ich hatte in meiner Bewerbung mein Engagement beim lesbisch-schwulen Filmfestival Queersicht angegeben und sie zog daraus ihre Schlüsse in Bezug auf die Kinderfrage. Für meine jetzige Position als Leiterin des Grants Office sind die vielfältigen Erfahrungen, gerade auch in der Privatwirtschaft sehr wichtig, denn wir beraten ja nicht nur Forschende, sondern auch Unternehmen im Kanton Bern.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit? 

Besonders gut gefällt mir, dass ich sehr viel mit Menschen zu tun habe. Wir sind eine Dienstleistungsstelle, unsere Arbeit ist stark geprägt vom Tagesgeschäft, von den aktuellen Anfragen. Wenn eine dringende Anfrage reinkommt, müssen wir alles stehen und liegen lassen und bei der Lösungssuche helfen. Das heisst, wer bei mir arbeitet, muss bereit sein, die eigene Arbeitsplanung laufend über den Haufen zu werfen. Ich habe ein tolles Team, das diesen Anforderungen mehr als gerecht wird und die Zusammenarbeit macht wirklich grossen Spass. Was mir auch gefällt, ist die grosse Vielfalt von Inhalten, mit denen ich zu tun habe, einerseits von den Forschungsthemen her, andererseits von den Fragen aus den Beratungen, die von rechtlichen über finanzielle Fragen bis hin zu Forschungsinhalten oder dem Umgang mit den Instanzen der EU reichen.

Was sollte sich an der Universität Bern verändern?

Bei Stellen wie meiner frage ich mich manchmal, ob es so etwas wie Karriereplanung überhaupt gibt. Der Fokus der Universität liegt sehr stark auf der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Die Stellen in der Verwaltung, die in der immer komplexer werdenden Akademie immer häufiger mit wissenschaftlich ausgebildeten Personen besetzt werden, liegen immer noch im Schatten. Da hat unsere Universität noch Entwicklungsbedarf, finde ich. Man könnte zentral verwaltete Mittel für die persönliche Weiterbildung von Personen in der zentralen oder fakultären Verwaltung einrichten, denn heute werden die Leute vom eigenen Institut kaum unterstützt, wenn die zusätzliche Qualifikation dem Institut direkt nichts bringt. Die Universität braucht auch immer mehr gute Leute für die Stellen im «Third Space», und dafür braucht es nicht nur wissenschaftliches Können. Hier handelt die Universität für mich noch nicht als moderne Arbeitgeberin. Dabei hat man mit der Stelle für Weiterbildung eine ideale Partnerin im Haus. Und vielleicht erlebe ich es auch noch, dass alternative Wege zur Wissenschaft und nicht lineare Karrieren bei der Besetzung von Professuren als besonders wertvoll angeschaut werden.

 

Wie verbringen Sie Ihre Zeit?

Prozentual Stunden pro Tätigkeit in einer durchschnittlichen Woche:

Zeitdiagramm von M. Tognola, Universität Bern
© Christa Heinzer