Erfahrung aus zwei Welten

© Universität Bern. Bild: Daniel Rihs

Ariane Lorke

Geschäftsstellenleiterin Walter Benjamin Kolleg

Dr. des. Ariane Lorke ist seit August 2015 Geschäftsstellenleiterin des Walter Benjamin Kollegs, einer inter- und transdisziplinären Forschungs- und Lehreinrichtung an der Philosophisch-historischen Fakultät der Universität Bern (50–80%). Die promovierte Historikerin und Kulturmanagerin ist Dreh- und Angelpunkt des Kollegs.

 

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit besonders? 

Die Aufbauphase eines interdisziplinären Forschungskollegs nicht nur zu begleiten, sondern dieses aktiv mitzugestalten, bringt jeden Tag Neues. Dabei lassen sich meine Fähigkeiten und Interessen in einem sehr angenehmen Arbeitsklima ideal miteinander verbinden – ich habe meinen Traumjob gefunden.

Inwiefern ist Ihre Laufbahn vom «klassischen» akademischen Weg abgewichen?

Nach Auslaufen eines Doktoratsstipendiums der Studienstiftung des deutschen Volkes habe ich drei Jahre als Museumspädagogin und Projektmanagerin den Aufbau eines unternehmerisch geführten Technikmuseums mitgestaltet und ein Aufbaustudium in Kulturmanagement absolviert.

Mit welchen Hürden waren Sie konfrontiert und wie haben Sie diese überwunden?

In der Doktoratszeit habe ich erkannt, dass die grösste Hürde in mir selbst lag. Mein Hang zum Perfektionismus verkomplizierte selbst einfachste Dinge. Durch den Austausch mit Peers und anderen Doktorierenden konnte ich dies erkennen und lernen, mein Verhalten anzupassen. Heute bin ich daher grundsätzlich entspannter.

Worin sehen Sie die Vorteile Ihres besonderen Werdegangs?

Ich profitiere von den Erfahrungen aus zwei Welten: der akademischen und der privatwirtschaftlichen. Der Museumsjob ermöglichte nicht nur die Fortsetzung meines akademischen Wegs, sondern lehrte mich serviceorientiertes und unternehmerisches Denken. Zugleich kristallisierte sich heraus, dass ich gerne in der Akademie organisatorisch arbeiten möchte – und zwar nicht als Wissenschaftlerin sondern als Forschungsmanagerin.

Welche strukturellen Veränderungen wünschen Sie sich an den Universitäten?

Einerseits sollte die Tendenz zu immer rigideren Verwaltungsvorschriften überdacht werden. Sie streut unnötig Sand ins Getriebe des akademischen Betriebes. Andererseits bleibt den Forschenden aufgrund zunehmender Aufgaben, zum Beispiel in Verwaltung, Fundraising oder Öffentlichkeitsarbeit, immer weniger Zeit zum Forschen oder zur Nachwuchsausbildung. Hier könnten ForschungsmanagerInnen Entlastung bringen.

Welche Tipps geben Sie dem wissenschaftlichen Nachwuchs in Bezug auf eine wissenschaftliche Karriere?

Die Frage, ob man sich ein Berufsleben lang in seinem Fach wohlfühlen könnte, sollte an erster Stelle stehen. Suchen Sie zudem so früh wie möglich Kontakt zu Forschenden aller Qualifikationsstufen und finden Sie heraus, wie sich deren Berufsalltag und Leben gestaltet. Wenn die Antworten Ihren Fähigkeiten und Interessen entsprechen: bingo! Neben sehr guten Noten sind Auslandsaufenthalte, Arbeitserfahrung an der Universität und Networking unabdingbar. Wenn die Antworten von Ihren Lebensvorstellungen abweichen, sollten Sie über Alternativen nachdenken und sich gegebenenfalls ein zweites Standbein aufbauen.

Wie verbringen Sie Ihre Zeit?

Prozentual Stunden pro Tätigkeit in einer durchschnittlichen Woche:

Zeitdiagramm von A. Lorke, Universität Bern
© Christa Heinzer