Zwei Eisen im Feuer

Doppelporträt Claudia Klostermann & André Klostermann

© Universität Bern. Bild: Daniel Rihs

Claudia Klostermann

Postdoktorandin am Institut für Sportwissenschaft

Dr. Claudia Klostermann ist Wissenschaftliche Assistentin (Postdoktorandin) am Institut für Sportwissenschaft, Abteilung für Sportsoziologie, Sportmanagement und Sportökonomie der Philosophisch-humanwissenschaftlichen Fakultät (75%).

© Universität Bern. Bild: Daniel Rihs

André Klostermann

Postdoktorand am Institut für Sportwissenschaft

Dr. André Klostermann ist Wissenschaftlicher Assistent (Postdoktorand) am Institut für Sportwissenschaft, Abteilung für Bewegung und Training der Philosophisch-humanwissenschaftlichen Fakultät (75–100%).

Claudia und André Klostermann arbeiten an unterschiedlichen Abteilungen am selben Institut. Sie sind verheiratet und haben zwei Kinder (5 und 4 Jahre).

 

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit und was ist das Besondere dabei?

André Klostermann: Mir gefällt es, in Forschung und Lehre tätig sein zu dürfen. Insbesondere finde ich es spannend und herausfordernd, menschliches Verhalten zu beobachten und zu erforschen. Wenn die Erkenntnisse zudem noch in die Praxis zurückgeführt werden können, und somit ein unmittelbarer Nutzen für die Gesellschaft erzeugt werden kann, ist das besonders inspirierend. Darüber hinaus gefällt mir auch die Arbeit mit Studierenden in Lehre und Forschung und schliesslich übernehme ich auch gerne Verwaltungsaufgaben, wie die Organisation von Konferenzen. Diese Vielfältigkeit der Anforderungen macht diesen Beruf so spannend und führt dazu, dass man nahezu täglich gefordert aber auch motiviert ist, sich laufend weiter zu entwickeln. Hinzu kommt, dass wir aktuell unsere Arbeitszeiten sehr flexibel planen können. So können wir ein ideales Umfeld schaffen, um Familie und Beruf zu vereinbaren.

Claudia Klostermann: Die Vielfältigkeit der Arbeitsaufgaben in den Bereichen Forschung und Lehre gefallen mir ebenfalls sehr gut. Die Aufgaben sind herausfordernd und man lernt täglich in den unterschiedlichen Bereichen dazu. Die Atmosphäre und die Zusammenarbeit an unserem Institut empfinde ich als sehr angenehm. Wir erfahren auch sehr viel Unterstützung von unseren Vorgesetzten, um die Herausforderung als wissenschaftlicher Nachwuchs mit Kindern bewältigen zu können.

Inwiefern ist Ihre Laufbahn vom «klassischen» akademischen Weg abgewichen?

CK: Meine Laufbahn weicht insofern vom «klassischen» akademischen Weg ab, als es seit der Geburt der Kinder beruflich deutlich langsamer voran geht.

AK: Ich habe nicht den Eindruck, dass meine berufliche Laufbahn von einer klassischen akademischen Laufbahn abgewichen ist. Unterschiede mögen mittlerweile in der zeitlichen Flexibilität gegeben sein. Da meine Frau und ich zu sehr hohen Prozentsätzen beruflich tätig sind und familiäre Verpflichtungen zunehmen, sind vermehrt langfristige Planungen mit dem Arbeitgeber notwendig. Spontane Anfragen muss ich dann auch mal mit einem «Nein, bei mir klappt es leider nicht, weil …» beantworten. Darüber hinaus geniesse ich auch schlichtweg die Zeit mit meiner Familie, sodass von Zeit zu Zeit berufliche Verpflichtungen in die zweite Reihe rücken.

Mit welchen Hürden waren und sind Sie konfrontiert? Wie haben Sie diese überwunden?

AK: Eine spezifische Hürde für meine Frau und mich ist die grosse Entfernung zu den Eltern und Geschwistern, so dass eine Unterstützung aus der Familie in puncto Kinderbetreuung nur sehr gering vorhanden ist. Wenn es jedoch mit der Kinderbetreuung wirklich eng wurde, konnten wir bisher beide auf unsere Eltern zählen. Darüber hinaus sind die klassischen Hürden einer jungen Familie zu meistern, die einen klar strukturierten und geregelten Tagesablauf erfordern. Erst wenn die Kinder abends im Bett sind, haben wir wieder Zeit für uns selbst oder für die Arbeit; wobei unter der Woche eher Letzteres der Fall ist. Wir erhalten jedoch von der Universität Bern hervorragende Unterstützung. Die Betreuung der Kinder durch die Universitätskita ermöglicht eine nahezu normale Gestaltung eines Arbeitstages. Schliesslich hilft, dass die Vorgesetzten die zusätzlichen Anforderungen, die mit unserer etwas «spezielleren» Situation verbunden sind, einschätzen können und durchweg unterstützend auf entsprechende Anfragen reagieren.

CK: Eine Herausforderung war und ist für mich sicherlich die Reduzierung der Wochenarbeitszeit seit der Geburt der Kinder, anfangs auf 50%, später auf 75%. Dadurch muss man lernen, die Ansprüche an sich selbst auch entsprechend zu reduzieren und zu akzeptieren, dass man insgesamt sehr viel langsamer vorankommt. Hierbei haben mir insbesondere Gespräche mit anderen Müttern in ähnlichen Situationen sehr geholfen. Eine weitere Hürde sehe ich darin, dass durch die geringeren Arbeitszeiten eine Fokussierung auf die Hauptaufgaben geschieht und andere karriereförderliche Aspekte wie Weiterbildungen oder Gremienarbeit eher schwierig zu erfüllen sind. Hier würde ich mir in zeitlicher Hinsicht durchaus noch etwas mehr Flexibilität wünschen. Zum Beispiel Gremiensitzungen nicht bis spät in den Abend hinein oder Kompensationsmöglichkeiten von Präsenzzeiten bei Weiterbildungsstudiengängen.

Was sind für Sie die Vorteile Ihres besonderen Modells?

CK: Ich sehe einen Vorteil darin, dass wir derzeit beide ungefähr zu gleichen Teilen in den beruflichen sowie in den familiären Alltag integriert sind. Dadurch können wir uns trotz der Aufteilung sehr viel über beide Lebensbereiche austauschen und jeweils auch daran teilhaben.

AK: Ein weiterer Vorteil an unserer Situation ist sicherlich, dass wir sprichwörtlich «zwei Eisen im Feuer haben» und somit die Wahrscheinlichkeit grösser ist, dass auf dem sehr engen Stellenmarkt zumindest eine/r auf eine feste Anstellung rücken könnte. Im Moment sind wir in der luxuriösen Situation, am gleichen Institut angestellt zu sein, so dass sich Familie und Beruf gemeinsam sehr gut organisieren lassen. Aufgrund befristeter Anstellungen wird sich dies aber in naher Zukunft ändern, so dass wir mit der Aufgabe konfrontiert sein werden zu entscheiden, wer von uns beruflich kürzer tritt. Familienintern haben wir vereinbart, dass die Person mit den besten beruflichen Aussichten den Weg weisen soll. Bis jetzt ist dieser Fall noch nicht eingetreten, aber es warten schwierige Entscheidungen auf uns, denn wir arbeiten beide sehr gerne und niemand von uns beiden würde zu Hause bleiben wollen.

Welche strukturellen Veränderungen wünschen Sie sich an den Universitäten?

AK: Es fällt mir hierzu ehrlich gesagt nichts ein, denn an Schweizer Universitäten ist ein hervorragendes Umfeld vorhanden. Meiner Ansicht nach wird versucht zu unterstützen, wo es möglich ist. Aufgrund dessen, dass an der Universität viel Wert auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gelegt wird, werden Eltern mit den universitären Kita-Plätzen in der Kinderbetreuung, wenn sie es wünschen, stark entlastet.

CK: Wir erfahren aus unserer Sicht recht viel Verständnis und Unterstützung. Allerdings hängt das sehr viel mehr von den beteiligten Personen – von unseren Vorgesetzten sowie Kollegen und Kolleginnen – ab, als von den Strukturen. Da es eher wenig festgeschriebene Strukturen zur Vereinbarkeit von Familie und Unikarriere gibt, ist es aus meiner Sicht umso wichtiger, immer wieder auf die besondere Situation von jungen Familien hinzuweisen und bei allfälligen Schwierigkeiten auch Unterstützungsangebote zu unterbreiten.

Haben Sie Tipps für den wissenschaftlichen Nachwuchs in Ihrem Fach in Bezug auf eine wissenschaftliche Karriere?

CK: Man muss sich im Klaren sein, dass man einen sehr interessanten, aber auch sehr unsicheren Weg einschlägt, der sehr viele Möglichkeiten offen hält, aber dadurch kaum planbar ist. Auch ist es aus meiner Sicht fast nicht möglich, zunächst berufliche Sicherheit – zum Beispiel in Form von unbefristeten Arbeitsverträgen – zu erlangen, bevor man Kinder bekommt. Aber basierend auf meiner Erfahrung finde ich, dass es sich dennoch lohnt und dass man an der Universität Bern recht viel Unterstützung zur Vereinbarkeit von Familie und akademischer Karriere erfährt.

AK: Ich würde dem wissenschaftlichen Nachwuchs empfehlen, sich früh Gedanken darüber zu machen, wo es hingehen soll. Auf beruflicher Ebene soll zusammen mit dem Mentor oder der Mentorin eine Strategie ausgearbeitet werden, um das festgelegte Ziel zu erreichen. Zudem sollte man sich selbst gegenüber ehrlich sein und wenn immer möglich Vollgas geben.

Claudia Klostermann, wie verbringen Sie Ihre Zeit?

Prozentual Stunden pro Tätigkeit in einer durchschnittlichen Woche:

Zeitdiagramm von C. Klostermann, Universität Bern
© Christa Heinzer

André Klostermann, wie verbringen Sie Ihre Zeit?

Prozentual Stunden pro Tätigkeit in einer durchschnittlichen Woche:

Zeitdiagramm von A. Klostermann, Univesität Bern
© Christa Heinzer